LESERFRAGEN RATGEBERAKTION \"RÜCKENSCHMERZEN\" am 23.01.2014

Die wichtigsten Leserfragen am Expertentelefon Rückenschmerzen" am 23.01.2014

 

 

 

 

 

 

 

Seit drei Jahren leide ich an immer wiederkehrenden heftigen Rückenbeschwerden. Ich habe schon alles versucht, war bei Ärzten und Physiotherapeuten. Danach war ich auch dank der Einnahme von Schmerzmitteln einige Zeit beschwerdefrei, dann ging alles von vorne los. Wie komme ich den Ursachen meiner Beschwerden auf die Spur?

  • Dr. med. Volker Fuchs, Orthopäde, Chirotherapeut und orthopädischer Rheumatologe, Leitender Oberarzt AMEOS Klinikum St. Salvator Halberstadt, Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, seit 2010 federführender Ausbildungsarzt des "DIANA"-Verfahrens und Leiter der klinischen Studien. Präsident der SIMEG-Arbeitsgruppe. Mitglied der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG): Halten Rückenschmerzen über mehr als sechs Wochen an, sollte eine ausgiebige Diagnostik einschließlich Röntgen und MRT erfolgen. Im ambulanten Bereich sind insbesondere die invasiven therapeutischen Möglichkeiten häufig begrenzt oder nur in größeren zeitlichen Abständen möglich. Alternativ sollten Sie über eine stationäre konservative Therapie in einer Akutklinik für Wirbelsäulenerkrankungen mit erweiterten diagnostischen Möglichkeiten nachdenken. Bei Bedarf kann direkt im Anschluss eine Rehamaßnahme stattfinden.

Mein Arzt gibt mir regelmäßig Schmerzspritzen in den Bereich des Iliosakralgelenkes. Sie führen zu einer vorübergehenden Entspannung und Schmerzlinderung. Wie kann sich die Situation dauerhaft verbessern?

  • Dr. med. Volker Fuchs: Sowohl die manuelle Therapie als auch die Osteopathie können bei akuten und chronischen Schmerzen des Iliosakralgelenkes gute Erfolge erzielen. Eine Schmerzlinderung lässt sich oftmals zudem durch eine äußere Stabilisierung des Beckens beziehungsweise des betroffenen Gelenkes durch spezielle Bandagen erzielen. Durch Einspritzung von hochprozentiger Glucose in den rückwärtigen Bereich des Gelenkes lässt sich in manchen Fällen eine Stabilisierung des Schmerzzustandes und auch des Gelenkes erreichen. Eine Verödung der schmerzleitenden Nervenfasern durch Hitze und Kälte sollte gegebenenfalls in Betracht gezogen werden, ehe über eine Operation nachgedacht wird.

Ich habe das Gefühl, dass bei mir die Schmerzen im Rückenbereich "wandern": Mal spüre ich sie im Nacken, dann an der Schulter, dann wiederum an der Lendenwirbelsäule. Was kann die Ursache dafür sein?

  • Dr. med. Frank Hassel, Orthopäde, Chefarzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie im Loretto-Krankenhaus Freiburg, Mitglied der SIMEG-Arbeitsgruppe und „DIANA“-Tutor seit 2010: Schmerzen im Bereich des Nackens und der Schulter können von Veränderungen an der Halswirbelsäule herrühren. Durch vermehrten Verschleiß kommt es meist zu muskulären Verspannungen, die dann den gesamten Rücken betreffen können. Hier ist eine genaue Untersuchung durch ihren behandelnden Arzt notwendig, um erste Hinweise auf mögliche Funktionsstörungen oder Erkrankungen der Wirbelsäule zu geben.

Ich bin 45 Jahre alt und selbst noch beschwerdefrei, kenne aber genug Leute mit Rückenbeschwerden. Was kann man denn vorbeugend tun, damit es gar nicht erst zu den Problemen kommt?

  • Dr. med. Frank Hassel: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung sowie ausreichend Bewegung und sportliche Aktivität gepaart mit Ruhephasen stellen die Grundlagen für ein möglichst rückenschmerzfreies Leben dar. Bei starker beruflicher Belastung sind Phasen körperlicher Entspannung ebenso wichtig wie sportliche Aktivitäten in freier Natur. Dies gilt nicht nur in Bezug auf einen gesunden Rücken, sondern auch auf den gesamten Organismus.

Seitdem ich von diesem Iliosakralgelenk gelesen habe, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob mein Orthopäde die Ursachen meiner chronischen Rückenschmerzen überhaupt richtig diagnostizieren kann. Was raten Sie mir?

  • Dr. med Frank Hassel: Zunächst einmal sollten Sie Ihrem Orthopäden vertrauen, denn sowohl im Studium als auch in der orthopädischen Ausbildung werden Erkrankungen des Iliosakralgelenkes behandelt. Sie können aber Ihren behandelnden Arzt darauf ansprechen, ob nicht das Iliosakralgelenk die Ursache Ihrer Beschwerden sein könnte.

Mein Orthopäde hat bei mir tatsächlich eine Blockade des Iliosakralgelenks diagnostiziert. Die Behandlung soll zunächst konservativ erfolgen. Ab wann muss man eine Operation in Betracht ziehen und welche Alternativen zur Operation empfehlen Sie mir?

  • Dr. med. Bahram Hashemi, Facharzt für Neurochirurgie, spezielle Schmerztherapie, Neurochirurgische Intensivmedizin, Wirbelsäulenchirurgie, Neurochirurg an der Hegau-Klinikum Singen, Mitglied der SIMEG Arbeitsgruppe und DIANA-Tutor seit 2010: Die mit Erkrankungen des Iliosakralgelenkes verbundene Problematik wird nicht nur durch eine Blockade dieses Gelenkes verursacht – tatsächlich können viele unterschiedliche Erkrankungen zu diesen Symptomen führen. Eine anfängliche konservative Therapie beinhaltet unter anderem den Einsatz von Schmerzmedikamenten und die Durchführung physikalischer Maßnahmen. Erst wenn auch andere Maßnahmen wie beispielsweise Injektionen in das Gelenk nicht ausreichen sollten, sollten Sie bei sicherer Diagnose eine operative Therapie in Erwägung ziehen.

Wie lange dauert der stationäre Aufenthalt, wenn man die neuartige Operation durchführen lässt und wie lange ist man danach eingeschränkt?

  • Dr. med. Bahram Hashemi: Der stationäre Aufenthalt bei einer Distraktionsarthrodese des Iliosakralgelenkes beträgt in der Regel vier bis sechs Tage. In den ersten zwei Monaten nach der operativen Therapie sollten Sie die operierte Seite entlasten und Gehstöcke zu Hilfe nehmen, um eine massive Druckbelastung des Gelenkes zu vermeiden. Danach können Sie die Belastung langsam steigern.

Ich spiele Golf und Tennis und habe plötzlich bei bestimmten Bewegungen große Probleme im Bereich der Lendenwirbelsäule. Sollte ich einen Arzt aufsuchen und welche Ursachen könnten die Beschwerden haben?

  • Dr. med. Bahram Hashemi: Zur Klärung der Schmerzsymptomatik im Bereich der Wirbelsäule sollten Sie eine ausführliche neurologische und orthopädische Untersuchung mit exakter Erhebung der Krankengeschichte durchführen lassen! In der Regel sind auch radiologische Untersuchungen notwendig. Die Beschwerden können durch eine Erkrankung der kleinen Wirbelgelenke, des Iliosakralgelenkes oder des Hüftgelenkes zustande kommen. Aber auch Bandscheibenvorfälle beziehungsweise Einengungen im Bereich des Wirbelkanals können Schmerzen im Rücken mit Ausstrahlung bis in die Beine verursachen.

Gibt es Übungen, mit denen man versuchen kann, die Blockaden des Iliosakralgelenkes zu lösen und es zu mobilisieren?

  • Dr. med. Pascal Militzer, niedergelassener Facharzt für Neurochirurgie in Heidelberg. Er wurde wie auch die anderen Experten 2010 von Dr. Stark in der Indikationsstellung und OP-Technik des DIANA-Verfahrens ausgebildet und operiert am St. Josefs-Krankenhaus in Heidelberg. Gründungsmitglied der SIMEG e.V., Mitglied des Berufsverbandes der deutschen Neurochirurgen (BDNC): Zunächst einmal muss von fachkundiger ärztlicher Seite geklärt werden, ob überhaupt eine "Blockade" vorliegt. Hierzu sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der sich mit der Behandlung von Beschwerden des Iliosakralgelenkes auskennt. Empfiehlt er Ihnen eine rein auf Physiotherapie basierende Behandlung, sollten Sie eine Physiotherapiepraxis finden, die mit der Behandlung dieser Problematiken ebenfalls gut vertraut ist.

Ich habe Morbus Bechterew und infolgedessen Entzündungen und Schmerzen im Iliosakralgelenk. Was raten Sie mir?

  • Dr. med. Pascal  Militzer: Bei Morbus Bechterew liegen sehr komplexe Probleme bezüglich der Statik in Wirbelsäule und Becken vor. An erster Stelle steht die exakte Diagnostik der vorhandenen Symptomatik, erst dann kann eine individuelle Therapieempfehlung gegeben werden. Bei akuten entzündlichen Schmerzschüben können manchmal auch Kortisonbehandlungen über einen begrenzten Zeitraum helfen. Ich habe selbst zwei Patienten dieser Gruppe auf deren Wunsch hin erfolgreich mit DIANA behandeln und durch diesen Eingriff die im Krankheitsverlauf zu erwartende knöcherne Fusion zeitlich vorziehen können.

Ich bin leidenschaftlicher Jogger und lasse eine Blockade des Iliosakralgelenks gerade von einem Physiotherapeuthen behandeln. Wie lange muss ich mit dem Laufen aussetzen?

  • Dr. med. Ulrike Laupichler, Fachärztin für Orthopädie, Leitende Ärztin der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie an der Asklepios Klinik Lindenlohe in Schwandorf/Oberpfalz, 2. Vorsitzende der SIMEG e.V., "DIANA“-Tutorin seit 2010: Wenn die Blockade anhaltend gelöst ist, können Sie vorsichtig mit dem Training wieder beginnen. Starten Sie aber langsam und hören Sie auf Ihren Körper! Zusätzlich sollten Sie nach dem Laufen gezielte Dehnübungen durchführen, die Ihnen ein Physiotherapeut unter Anleitung beigebracht hat.

Ich habe gelegentlich Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen und Taubheitsgefühle in bestimmten Regionen im Oberschenkel. Was könnte die Ursache sein und was raten Sie mir?

  • Dr. med. Ulrike Laupichler: Wenn die Beschwerden vorwiegend unter Belastung auftreten, kann es sich um eine Einengung des Spinalkanals handeln. Aber auch Veränderungen am Iliosakralgelenk können zu Irritationen der Nerven führen, möglich sind auch Irritationen der kleinen Wirbelgelenke als Ursache der Beschwerden. Letztlich sollten Sie eine genaue Untersuchung durch einen Facharzt durchführen lassen, er wird dann gegebenenfalls entsprechende weitere Untersuchungen einleiten.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen